Man wartet aufs Baby. Irgendwie hatte ich die Vermutung, dass es sich trotz des ganzen Stresses sehr viel Zeit lassen würde und habe mit ihm erst um Weihnachten rum gerechnet. Damit habe ich mich verkalkuliert. Am Mittwoch den 09.12. sind Waad und Hesham nach ihrem ersten Deutschunterricht zu Fuß nach Hause gelaufen. Das hat wohl Wehen ausgelöst. Als ich nach Hause kam war Waad nicht zu sehen. Abends jedoch sagte sie, dass sie starke Rückenschmerzen habe. Ok, alles klar, es geht los. Am nächsten Morgen war sie dann ein Häufchen Elend mit tiefen Augenringen, dass die ganze Nacht nicht geschlafen hatte. Als ich von der Arbeit nach Hause kam fühlte sie sich so elend, dass wir alle mit Kind und Kegel ins Krankenhaus fuhren. Die schickten uns aber leider wieder nach Hause. „Sieht heute nicht nach Geburt aus.“ Ok, also fuhren wir wieder heim. Ich habe ihr dann geraten, ein Bad zu nehmen und sich gut auszuruhen. Das Bad war kurz und ruhen konnte sie nicht. Also habe ich Gegenkurs empfohlen. Einer links, einer rechts und dann liefen wir Runde um Runde durchs Haus (wir haben im Erdgeschoss „Kreisverkehr“). Liegen ist bei einer Geburt für den weiteren Fortschritt eher nicht so gut, also musste sie hoch. Hesham fragte, ob sie wohl einen Kaiserschnitt bekommen könne. Aehm – nein. Da müsst ihr jetzt durch.
Karsten saß ruhig mit dem Laptop auf`m Sofa und räumte uns die Gegenstände aus dem Weg. Gegen 0.00 war Waad dann so erschöpft, dass ich wieder im Krankenhaus anrief und um Aufnahme bat. Wir durften ihr zumindest eine Spritze abholen. Gesagt, getan. Die Hebamme vor Ort hatte dann doch Mitleid (mit ihr UND mir) und nahm sie auf. Sie bekam einen Schmerztropf und schien endlich einschlafen zu können. Gegen 2.00 nachts war ich wieder zuhause. Als ich mich am Morgen nach ihr im Krankenhaus erkundigte, war sie wieder guter Dinge. Am Morgen hatte sie eine PDA bekommen und war recht schmerzfrei. Gegen 18.00 kam dann der Anruf – Jurie war gegen 17.00 Uhr ohne größere Komplikationen geboren worden. Sie ist 51 cm groß und wiegt 3200 g.
Abends besuche ich die drei und nehme Hesham mit nach Hause. Die beiden sind sehr glücklich und total müde. Hesham ist am nächsten Morgen schon sehr früh ins Krankenhaus verschwunden. Waad liegt im Dreibettzimmer und möchte gerne nach Hause. Das kann ich sehr gut verstehen. Nach Jonnas Geburt habe ich auch nur eine Nacht im Krankenhaus geschlafen. Also packe ich alle Babysachen ein und hole die drei gegen 18.00 Uhr am Samstag mit einem rosafarbenen Baby-Gasluftballon aus dem Krankenhaus ab.
Laura und Jonna flippen bei unserer Ankunft völlig aus und machen erst mal Babyparty. Mit den Nachbarn und Nachbars Kindern haben sie am Nachmittag eine Babywäscheleine vorbereitet und am Haus befestigt. Die Sonntagsfamilie kommt dann auch noch mal kurz rüber. Jurie verschläft den ganzen Trubel ;o)
Eigentlich wollen wir die drei dann gerne alleine lassen, aber Jonna sieht das ganz anders. Sie entwischt mir ständig, schleicht sich ins Gästezimmer, zieht die Tür hinter sich zu und setzt sich selbstverständlich neben die stillende Waad und textet sie voll (Ich habe auch ein Baby …). Waad nimmts mit Humor und sagt nur „joa joa“.
Was soll ich sagen – Jurie ist ein Bilderbuchbaby, Waad die geborene Mami und Hesham ein liebevoller Vater. Karsten und ich haben uns da nach der Geburt von Laura anders angestellt. Am Sonntag kommt unsere Hebamme Edith ins Haus und befindet Mutter und Kind für wohlauf. Seither sind wir zu siebt und nichts ist anders. Jurie wächst buchstäblich im Schlaf und hat ihre Eltern in dauerlächelnde Menschen verwandelt. So langsam verwerfe ich meine alten Vorstellungen von „Wohnraum“ und denke mir, dass wir echt eine Menge Platz haben, den man eigentlich zu viert nicht wirklich braucht. Aber Gott sei Dank wohnen wir so und können jetzt was davon abgeben.
In diesem Sinne – FROHE WEIHNACHTEN!