„Hier kommen ja nur Männer her!“ Tja, ist dem so? Kommen hier nur Männer her? Ich weiß es nicht. Ich persönlich habe bisher sehr viele Familien im Flüchtlingsheim gesehen. Gibt es zur demographischen Flüchtlingssituation eine Statistik?
Statistik mal beiseite (ist im Grunde auch egal) – ich persönlich verlange von meinen Kindern, dass sie meine Hand halten, wenn wir den Supermarktparkplatz passieren. An unseren Fenstern im Haus sind Kindersicherungen. Unsere Kinder dürfen nicht auf der extrem selten befahrenen Ackerstraße vor unserem Haus spielen und ich verfalle in Schnappatmung, wenn mir eines im Schwimmbad davonläuft. Dort verhalte ich mich eher wie ein Feldwebel.
Ich glaube ich wäre nicht mehr lebensfähig, wenn eines meiner Kinder versterben würde. Aber wie soll man sich in einer Notsituation verhalten? Setze ich mich und meine Kinder in ein Boot ohne Schwimmweste oder versuche ich, meine Familie irgendwo … z.B. in der Wüste … in Sicherheit zu bringen, um sie später sicher nachzuholen? Hand aufs Herz – Karsten und ich hätten nicht mal 5.000 € für uns zwei, um unsere Überfahrten von der Türkei nach Griechenland bezahlen zu können. Und mit 5.000 € ist es nicht getan. Ich vermute, Karsten würde fliehen und ich würde mich in der Wüste mit den Kindern verstecken. Oder mich wohl eher mit den Kindern in einem Flüchtlingscamp nahe der Türkei, Jordanien o.ä. aufhalten. Und auch wir würden darauf warten, dass der Papa uns eines Tages nachholen würde.
Ach ja, in der Wüste kann man auch nicht so einfach überleben. Eine von Waads Schwestern lebt derzeit mit ihren Kindern und ihrem Mann in der Wüste Syriens. Das Leben dort ist sehr sehr hart. Sie leben in Zelten. Sie haben kein fließendes Wasser. Es gibt keine sanitären Anlagen. Es gibt keine Schule. Es gibt viel zu wenig zu Essen. Und zur Erinnerung: Die Menschen sind keine Nomaden oder Beduinen. Sie hatten auch normale Jobs wie wir.
Hier ein paar Gründe, die gegen eine derartige Flucht nach Europa für Kinder, Frauen und auch Männer sprechen könnten:
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Ich vermute, dass viele Männer das hohe Risiko in Kauf nehmen, ihr Leben bei einer Flucht nach Europa auf Spiel zu setzen, um später ihre Familien nachholen zu können. Viele Familien verkaufen ihr Hab und Gut, um wenigstens einigen Familienmitgliedern eine erhoffte bessere Zukunft in Europa ermöglichen zu können. Vielleicht sind dies auch manchmal Jugendliche oder noch ungebundene Söhne.